5millionenschritte

Appalachian Trail 2013 – so weit die Füße tragen

Kurz aber hart – Lakes of the Clouds nach Madison Spring Hut (mi 1858,7)

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Die Nacht war etwas weniger ruhig als man sich das erhoffen würde. Kurz bevor wir uns alle schlafen legten, kam ein Crew-Mitglied angerannt und ließ Handstand als „work for stay“ auf einen Helm aufpassen, Barbarosa bekam ein Straßenschild mit der Aufschrift „Madison Ave“ zum bewachen. Anscheinend haben die einzelnen Hütten alle bestimmte Gegenstände, die von den Mitgliedern der anderen Hütten nach festgelegten Regeln geklaut werden dürfen. Die Crew von Lakes of the Clouds hatte anscheinend den Gegenstand der Madison Spring Hut erobert und hatte Angst, dass diese ihn zurückholen könnten.

Keiner kam um die Gegenstände zu klauen aber mit den vielen Leuten herrschte trotzdem ein reger Verkehr zwischen Bad und Bunks. Gut, dass wir einen der Plätze weiter hinten zwischen den Tischen bekommen hatten. Die Thru-Hiker auf den vorderen Plätzen hatten eine recht unruhige Nacht. Morgens waren wir alle ziemlich kaputt. Frühstück gab es für uns auch erst um viertel nach acht, wir hatten schon über zwei Stunden mit knurrendem Magen dort gesessen. Das Oatmeal dort war richtig lecker, das beste, was ich je gegessen habe. Leider war außer Oatmeal nicht mehr viel übrig – armer Frank, Oatmeal mag er überhaupt nicht.

Als wir um neun gerade aufbrechen wollten kamen schon Littlefoot und Garbageman herein, die die Nacht in Mizpah verbracht hatten und früh aufgestanden waren. Sie erzählten, dass Yooper und Big Red noch in ihrem Zelt gewesen seien als sie losgingen. Dann ging es endlich los die letzten Meter hoch auf Mount Washington, dem zweithöchsten Berg auf dem Trail und vor allem dem mit dem schlechtesten Wetter.

Wir hatten Glück, es war sonnig und sogar fast windstill. Der Aufstieg war wunderbar, wir hatten unglaublich gute Aussicht und blieben viel stehen, um sie zu genießen. Außerdem konnten wir die ganzen Wanderer, die keine Thru-Hiker waren, richtig schön überholen. Das war motivierend nach den ersten Tagen in den Whites, wo sie immer an uns vorbeigerannt waren.

Oben auf Mount Washington guckten wir uns erst alles an, vor allem den Zug, dann gab es ein zweites Frühstück in der Snackbar dort. Insgesamt verbrachten wir dort mit Apollo und Handstand fast eine Stunde, aßen und luden derweil unsere Handys auf. Dann gingen wir nochmal zur Aussichtsplattform während die anderen beiden schön aufbrachen. Es war echt beeindruckend, die Wolken an uns vorbeiziehen zu sehen.

Eigentlich hatten wir uns den Abstieg von Mount Washington ziemlich einfach vorgestellt, keine Ahnung wie wir darauf gekommen sind. Es war eine ziemliche Quälerei vom Wandern her. Ein einziges Hüpfen von einem wackligen Fels zum nächsten. Die Aussicht war dafür die ganze Zeit über großartig, da wir ununterbrochen oberhalb der Baumlinie unterwegs waren. Dummerweise hatten wir überhaupt nicht an Sonnenschutz gedacht. Ich hatte sogar meinen Hut am Rucksack, da ich morgens erst meine Mütze aufgehabt hatte. Als ich daran dachte, ihn aufzusetzen, war es zu spät. Jetzt haben wir beide ziemlich rote Gesichter.

Auf jeden Fall waren wir schon bevor wir in die Nähe der Hut kamen deutlich geschaffter als erwartet. Als Frank vorschlug, dort zu bleiben, war ich sofort dabei. Vor allem, weil wir gucken wollten, dass wir freie Bunks bekommen könnten, damit wir morgen einen frühen Start haben können. Oder noch besser, ein „work for stay“ ohne Frühstück. Als wir ankamen, saßen ein erschöpfter Apollo und eine frustrierte Handstand da, die beide berichteten, dass es keinen „work for stay“ gab für Leute, die nur von Lakes of the Clouds rüber gekommen waren. Da aber Bunks frei waren schlugen wir gleich zu. Die Bunks hier sind echt schick, ganz neu und mit Bettlicht.

Apollo und Handstand sind dann weiter über den Berg. Apollo hat sich vorgenommen, sämtliche Berge in erreichbarer Nähe des AT, die über 4000 Fuß hoch sind, zu besteigen. Er hatte heute hier also schon ein paar Meilen mehr auf dem Buckel als wir, war aber trotzdem schneller.

Kurz vor dem Abendessen kam plötzlich Frank ganz aufgeregt an. Yooper und Big Red seien auf dem Weg zur Madison Spring Hut, er habe sie gerade oben am Weg gesehen! Wir freuten uns riesig, so schnell wieder mit ihnen vereint zu sein. Die beiden haben auch gleich einen Bunk genommen, sie hatten ja einen deutlich längeren Tag hinter sich und waren noch erschöpfter als wir. Die Hut-Crew hat schnell reagiert und uns einen Extratisch gegeben. Zu viert bekamen wir die gleichen Portionen an den Tisch gestellt wie die anderen für acht. Dafür setzten sich nach dem Essen dann zwei Leute von der Crew zu uns, um sich mit uns zu unterhalten. Sie wollen heute Nacht ihr Schild zurückholen, ich bin gespannt, ob sie das schaffen. Es ist schön, dass wir schon schlafengehen können, bevor hier Zapfenstreich ist.

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