Heute habe ich mich wirklich an das „Full Scottish Breakfast“! Naja, eigentlich hat mich Veronika überredet alles zu bestellen und nicht nur eine Auswahl. Es gab Spiegelei, Speck und Bratwurst. Soweit so normal. Dann kamen aber auch noch Bohnen, Blutwurst, Haggis und Kartoffelkuchen dazu. Die Bohnen war mir zu süß, die Blutwurst war ok, hat aber im Wesentlichen nach Gemüsebrühe geschmeckt, der Haggis war das beste von allem, wenn man den Kartoffelkuchen, auf dem er lag, weggelassen hat.
Kurz vor neun waren wir wieder in Richtung Trail unterwegs und um halb zehn hatten wir ihn erreicht. Bei unserer ersten Pause trafen wir wieder auf John & John am Wegesrand. Während wir da saßen und unsere Riegel mampften überholten uns immer mehr Wanderer. Als wir weiter auf den Conic Hill zu liefen kam es uns wie der West Highland Highway vor, so viele Wanderer wie da vor und hinter uns unterwegs waren! Stück für Stück haben wir sie dann aber alle überholt. Veronika hat mal wieder ihren Uhrwerkrhythmus ausgepackt und ist stoisch an allen vorbei gestampft, während ich hinterhergehechelt bin…
Letztendlich war der Aufstieg aber gar nicht sooo schlimm und die Ausblicke über den Loch Lomond vor uns und die Lowlands hinter uns waren atemberaubend. Am Scheitelpunkt des Weges sind wir auch noch nach links abgebogen, um ganz oben auf dem Gipfel zu stehen. Am Abzweig haben wir eine Gruppe Deutscher getroffen, die schwer von meinem Kilt begeistert waren. Im Laufe der Unterhaltung stellte sich heraus, dass sie den letzten Spiritus in Milngavie aufgekauft hatten. Netter Weise haben sie uns etwas abgegeben, so dass wir zumindest genug für ein Abendessen haben.
Alles was es aufwärts ging mussten wir natürlich auch wieder nach unten. Von knapp 350m auf 0m in zwei zwei Kilometern. Das fanden meine Knie überhaupt nicht lustig! Ich hab versucht, mich so gut wie möglich bei jedem Schritt auf den Stecken abzustützen und insbesondere mein rechtes Knie, das ja, seitdem ich es in Frankreich übertrieben habe, etwas angeschlagen ist, zu schonen. Um eins hatten wir dann die erste Hälfte des Tages geschafft und uns unser Bier und Mittagessen in Balmaha redlich verdient.
Danach sollte es, bis auf zwei Hügel, eigentlich ziemlich flach bis nach Rowardennan gehen. Als wir an einer Rangerstation vorbei kamen, erklärte man uns, dass bis auf die offiziellen Campingplätze, das Zelten am östlichen Seeufer überall verboten ist. Leider fiel damit auch der Spot, der in unserem Wanderführer stand, flach! Die Verbotszone sollte erst gut 2,5km weiter nördlich enden und ob es da gute Campspots gibt, konnten uns die Ranger natürlich nicht sagen. Erstmal wollten wir weiter bis Rowardennan und dann eine Entscheidung treffen.
Wir waren auch wirklich gut unterwegs. Es hat uns schon stolz gemacht, dass wir zur Abwechslung mal die schnellen Wanderer waren und alle hinter uns lassen konnten. Vielleicht haben auch die Midges zu unserer Geschwindigkeit beigetragen. Das sind kleine, fiese Viecher, die einen überall beißen, wo sie können! Selbst Veronikas Augenlid haben sie erwischt. Zumindest bei mir Jucken die Bisse aber nicht, ich bin nur rot gepunktet. Als wir dann um viertel nach fünf vor dem Hotel standen, aus dem Rowardennan im Wesentlichen besteht, waren wir aber auch gut platt! So haben wir uns entschlossen, zu fragen, ob sie noch freie Zimmer hätten. Ja, zwei hatten sie noch. Für den Preis könnte man in Deutschland zwar in einem vier Sterne Haus absteigen, aber nach einem kurzen Blickwechsel zwischen uns beiden war klar, dass wir bleiben würden. Manchmal sind wir halt einfach Luxushiker…
Morgen geht es dann aber ganz bestimmt bis zu dem Bauernhof, auf dem man campen kann und es wird wirklich gezeltet!!! Ach ja, der Wetterbericht sieht bis zum Ende der Woche übrigens super aus. Bisher haben wir wirklich Glück mit dem schottischen Herbst…
Noch 127,6km