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Appalachian Trail 2013 – so weit die Füße tragen

Waynesboro, das Tor zum Schlaraffenland – Campsite nach Rockfish Gap, Waynesboro (mi 857,5)

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Das war wieder mal eine richtig kalte Nacht! Heute morgen beim Aufwachen hatten wir gerade mal 2,5 Grad Celsius im Zelt – es müssen draußen also höchstens Null Grad gewesen sein nach unseren Erfahrungen aus Georgia. Seither sind wir ganz schön verweichlicht, was die Temperaturen angeht, glaube ich. Damals sind wir morgens bestimmt viel schneller aus unseren Schlafsäcken gekrochen. Trotzdem waren wir heute morgen alle gut drauf, weil es uns an den Anfang unserer Reise erinnert hat. Und weil wir wieder mal froh waren, dass wir unsere Winterausrüstung immer noch mitschleppen.

Heute durften auch die Handschuhe und die Mütze mal wieder raus. Die lange Unterwäsche nennen wir seit wir sie an den Regentagen jetzt immer im Shelter getragen haben unsere Shelterkleidung, sie war auch wieder im Einsatz heute. Glücklicherweise war unser Wasser nicht gefroren, gestern Abend hatten wir nicht gedacht, dass es sooo kalt werden würde und unser Wasser im Vorzelt liegen gelassen.

Nach dem Aufstehen hatten wir noch Witze über die Eidechsen gerissen, wie langsam sie sich aufgrund der Kälte heute wohl bewegen würden. Ich denke, wir haben mehr mit ihnen gemein, als wir uns eingestehen wollen – heute morgen brauchten wir alle eine ganze Weile, um so richtig in Schwung zu kommen. Dabei waren wir eigentlich alle total motiviert, weil es heute nach Waynesboro gehen sollte, also Duschen, Wäschewaschen, Essen und drinnen schlafen. Zum Glück war der Weg heute nicht übermäßig schwierig, so dass wir einmal aufgewärmt ganz gut vorankamen. Nach und nach konnten wir diverse Schichten ausziehen bis wir irgendwann diesen lustigen Look hatten, den ich hier am Anfang so oft belächelt habe, mit den kurzen Hosen über den langen Unterhosen. Yooper und Big Red waren ganz begeistert.

Dass das Memorial-Day-Wochenende ist das nationale Camping-Wochenende hatten uns die beiden schon vor einer Weile erklärt. Heute können wir das bestätigen, so vielen Tages- und Kurzzeitwanderern sind wir noch nie begegnet, der ganze Wald roch nach Waschmittel! Mir hat das total Spaß gemacht, da die meisten von diesen Leuten (abgesehen von den Trailrunnern, die nur an uns vorbeigeflitzt sind) uns mit einiger Ehrfurcht begegneten. Besonders cool war es mit einer Familie mit zwei Kindern und echt netten Eltern, die sehr interessiert an unseren Abenteuern der letzten Tage waren. Andere Thru-Hiker kann man mit sowas wie im Gewitter wandern und extrem nass werden oder mit kalten Temperaturen ja nicht mehr beeindrucken. Die haben das meistens auch selbst schon erlebt und gähnen nur gelangweilt. Da ist es dann echt erfrischend wenn die Kinder einem mit großen Augen und vor Staunen geöffnetem Mund zuhören während die Eltern beifällig nicken und den Kindern die besonders interessanten Passagen nochmal wiederholen.

Beim letzten Shelter vor der Stadt (das übrigens auch wirklich schön ist mit zwei Etagen und überdachtem Esstisch, so eins hätten wir für die Gewittertage gebraucht) konnten wir einige nützliche Informationen über Waynesboro im Shelter-Log nachlesen, die ein Southbounder dort hinterlassen hatte. Oben am Rockfish Gap angekommen fanden wir sofort die dort erwähnte Liste mit den Trail Angels, die einen kostenlos in der Stadt rumfahren. Unglaublich, dieser Luxus! Wir hatten kaum Zeit, unsere Softdrinks und unser Eis zu vernichten und Neuigkeiten mit Sweet Pea und Oaks auszutauschen, als Miss Lady schon angefahren kam. Kaum saßen wir im Auto, hatten wir von ihr auch schon eine Karte der Stadt bekommen mit sämtlichen für Thru-Hiker wichtigen Informationen. Danach gab es noch eine kleine Stadtführung für uns bevor sie uns dann beim Motel absetzte. Sie hatte sogar ein kleines Gästebuch im Auto, in das wir uns heute alle zusammen als „Chicken Flock“ (ich würde das mit Hühnerhaufen übersetzen) eingetragen haben. So nennen wir uns mit Yooper und Big Red, weil wir hier eher zu den Weicheiern gehören.

Da das Motel keine Waschmaschine für Gäste hat, sind Yooper und ich fix zum Walmart rüber, um uns dort billige Klamotten zu besorgen, die wir nach dem Duschen anziehen konnten, damit wir unsere schmutzigen Wanderklamotten alle waschen konnten. Danach telefonierten wir weiter die Liste der Trail Angel durch bis wir einen gefunden hatten, der uns zum Waschsalon fahren wollte. Das ging schneller als an diesem Feiertags-Wochenende erwartet. Fünf Minuten später saßen wir in Dubose Egleston’s Pickup. Er fuhr uns nicht nur zum Waschsalon, unterwegs las er einen weiteren Hiker auf, den er zwischenzeitlich zum Hostel brachte, um uns anschließend zum Outfitter und wieder zurück zum Waschsalon fuhr. Auf dem Ruckweg zum Waschsalon setzte er noch Gator beim Hostel ab und versprach, ihm später Franks zweiten Stecken mitzubringen. Bei der Wäscherei ließ er uns zurück mit der Ansage, wir sollten ihn anrufen wenn wir in Ming’s Garden fertig gegessen hätten damit er uns zurück zum Motel bringen könne. Und das alles kostenlos!

Das AYCE-Buffet in Ming’s Garden ist berühmt, seit Tagen war es auf dem Trail eines der Hauptgesprächsthemen. Und das völlig zu Recht, sowas habe ich noch nie gesehen! Die Auswahl an Seafood war überwältigend, dann gab es noch das Standardprogramm von Asia-Buffets, Sushi, mongolischen Grill, Eis, Obst, Salatbuffet, kleine Küchlein und viel mehr. Selbst hungrige Hiker hatten große Mühe, alles ausprobieren zu können.

Danach ging es noch kurz zu Kroger’s einem Grocery Store. Die hatten einen witzigen Automaten, an dem wir Blutdruck und Körperfettanteil messen und uns wiegen lassen konnten. Die Messergebnisse kamen mir leicht seltsam vor, was Körperfett und Blutdruck anging, aber es war ganz spaßig. Von dort riefen wir dann wieder unseren persönlichen Chauffeur an. Wir fühlen uns sehr verwöhnt und extrem willkommen in dieser Stadt. Ich glaube, das wird meine neue Lieblingsstadt hier auf dem Trail! Leider müssen wir das gute Wetter ausnutzen und morgen weiterlaufen. Aber der Shenandoah-Nationalpark soll ja das Hiker-Schlaraffenland sein und als wir heute die nächsten Tage grob geplant haben, sah das ganz gut aus. Ich freu mich schon drauf!

2 Kommentare zu “Waynesboro, das Tor zum Schlaraffenland – Campsite nach Rockfish Gap, Waynesboro (mi 857,5)

  1. Also mir würden bestimmt viele Bezeichnungen für euch – unbekannterweise – einfallen, aber „Weicheier“ gehört definitv nicht dazu!!! 🙂

  2. Daniela Da hast Du recht ….finde es hammer toll was Ihr alles erlebt freue mich auf 2014…juhuuu A.T ich kommeeeee

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